Eine Attraktion, die historischen Salinenwege

Himmelsleiter

Die ehemaligen Salinenwege zwischen Bad Reichenhall und Rosenheim sind eine Bereicherung nicht nur für den Wanderer.

Da die Salzgewinnung und der Salzverkauf in unserer Gegend schon seit dem 15. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte, möchten wir Ihnen etwas von der Problematik dieses wichtigen Erwerbszweiges aufzeigen.

Der Holzverbrauch

Zur Gewinnung von 1 kg Salz aus Sole müssen rund 3 Liter Wasser verdampft werden. Daraus ergibt sich ein großer Energiebedarf. Der jährliche Holzbedarf der Saline Bad Reichenhall betrug im 16.Jhr ca. 60.000 Klafter, dies entspricht einem "Holzwurm" von 1 m Breite, 1 m Höhe und einer Länge von 180 km! 1 Klafter ~ 3 Ster 3 cbm.

Wegen des begrenzten Holzangebotes mußte das Holz schon früh über die Saalach aus den Pinzgau bezogen werden. Im Jahr 1611 kam es zu einem regelrechten Holzkrieg zwischen Bayern und Salzburg. Nach der europäischen Flurbereinigung gelang es im Jahr 1829 endlich auf "ewige Zeiten" den Holzbezug durch den Abschluß der sog. "Salinenkonvention" zwischen Bayern und Österreich zu sichern. Er ist der älteste noch gültige Staatsvertrag Europas, der durch Novellierung 1957 den veränderten Bedingungen entspricht.

Das Triftwesen

Darunter ist der Transport von ungebundenem Holz auf dein Wasser zu verstehen. Über den Wasserweg ist bis zur Erbauung der Saline Traunstein (1619) das Holz aus dem Ruhpoldinger und Inzeller Becken nach Bad Reichenhaft transportiert worden. Da das Wasser meist nicht ausreichte, mußten Sperrenbauwerke, sog. Klausen, angelegt werden. Wegen der schmalen Bäche war die Länge der Holzscheiter auf 90 cm begrenzt. Nach der 1912 erfolgten Errichtung der Kiblinger Sperre in der Saalach, zur Stromversorgung der Bahnlinie Bad Reichenhall-Berchtesgaden, war die Trift für immer beendet.

Im Holzknechtmuseum Ruhpolding-Laubau

ist vieles von diesem über viele Jahrhunderte bedeutungsvollen Transportsystern dokumentiert. Die jetzige Alpenstraße wurde zwischen 1580 und 1590 mühevoll den Fels abgerungen. Sie war wichtiger Transportweg des in Reichenhall produzierten Salzes. In den Jahren 1934/36 wurde sie zur Queralpenstraße (die Deutsche Alpenstraße) ausgebaut.

Salzerzeugung

Die im Reichenhaller Talbecken ca. 13 m unter der Erde austretenden natürlichen SoIequellen werden seit rund 4.000 Jahren von Menschen zur Salzerzeugung genutzt. Bis in die Mitte des 15. Jhr. mußte die Sole in Ledereimern durch "Menschenketten" zu Tage gefördert werden.

Da Wasser mit 26 % Salzgehalt gesättigte Sole ist, muß rund 3/4 der Sole verdampft werden um daraus das wertvolle Mineral Salz zu gewinnen. Dies geschah bis zu Beginn des 20 Jhr. durch Beheizen von eisernen Pfannen. Sole mit geringem Salzanteil wurde früher in bis zu 400 m langen Gradierwerken durch Verdunsten des Wassers angereichert. Heute dient das Gradierwerk in Bad Reichenhall noch Kurzwecken. Der Salzberg in Berchtesgaden war seit seiner Erschließung im Jahre 1517 bis zur Säkularisation 1803 ausschließlich in geistlichem Besitz. Seit 1817 wird die dort durch Auslaugung künstlich erzeugte Sole durch eine Soleleitung der Saline Bad Reichenhall zugeleitet.

Seit 1961 hat eine moderne doppelsträngige verlaufene Solepipeline diese Aufgabe übemommen. In der Saline Bad Reichenhall werden derzeit (2003) über 265.000 Tonnen Salz jährlich erzeugt

Die erste Pipeline der Welt

Zu Beginn des 17 Jahrhunderts waren die Holzvorräte im Einzugsbereich der Saline Reichenhall weitgehend erschöpft. Um den Salzbedarf weiterhin befriedigen zu können, mußte eine neue Saline im waldreichen Trauntal errichtet werden. Die dafür notwendige Soleleitung standen zwischen Bad Reichenhall und Inzell jedoch 250 Höhenmeter im Wege. Eine Höhe deren Überwindung bis dahin nirgendwo gelungen war. Nach Einholung vieler Gutachten beauftragte Bayernherzog Maximilian seinen Hofbaumeister Hans Reiffenstuel mit dieser technischen Pioniertat. Zusammen mit seinem Sohn Simon brachte er die Technologie der Münchener Trinkwasserversorgung in verbesserter und erweiterter Form zum Einsatz. Mit sieben Kolbendruckpumpen, die von sieben Meter hohen Wasserrädern betrieben wurden, haben sie 1617/19 die Aufgabe bewältigt. Wenn in extremen Trockenperioden das zum Betrieb der Räder notwendige Aufschlagwasser versiegte, mußten die Räder von Menschenkraft bewegt werden um die Salzproduktion sicherzustellen. Erst nach fast 200 Jahren wurde diese Soleleitung 1810 durch Georg von Reichenbach verbessert und bis Rosenheim verlängert. In ihr wurden anfangs 100, später bis zu 300 Kubikmeter Sole täglich transportiert. Sie war bis 1958 in Betrieb.